Sowas von DDR?

Warum sich ein Kleingarten auch heutzutage lohnt.

Eine Kolonie Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus) war die erste große Entdeckung, die ich im Schrebergarten meiner Großeltern machte. Damals war ich wohl 4 Jahre alt. Bis heute fasziniert mich der Artenreichtum, der sich in Kleingartenanlagen findet. Erst kürzlich habe ich diese beeindruckende Raupe des Schlehen-Bürstenspinners (Orgyia antiqua) vor die Linse bekommen.

Egal, wo ich gerade bin: Ich liebe es, in Schrebergartenanlagen spazieren zu gehen, staunend zu beobachten und mit den Laubenpiepern ins Gespräch zu kommen. Ob Gartenstreber, Imker oder Poolbesitzer: Die Lust am Formen eines eigenen Stücks Land haben alle Schrebergärtner gemein.

Kleingartenanlagen sind Gleichmacher. Egal ob Hausbesitzer oder Mi(e)tbewohner, ob Immigrant oder Vereinsmeier, ob jung oder alt: Jeder kann sich einen Kleingarten leisten. Die laufenden Kosten betragen circa 10€ im Monat (pauschaler Anteil für Strom und Wasser schon mitgerechnet).

Jeder Gartenpächter kann außerdem selbst entscheiden, wie sehr er sich ins Vereinsleben einbringen möchte. In den meisten Fällen muss er oder sie durchschnittlich eine dreiviertel Arbeitsstunde im Monat für den Gartenverein einplanen. Das Jahressoll kann aber auch in einem größeren Sobotnik auf einmal abgearbeitet werden. Bei solchen Events kommt auch das leibliche Wohl nicht zu knapp.

Trotz mancher Einschränkungen in der Nutzung der Gartensparte, kommt es doch einem Privatgrundstück gleich. Partygärten, hoch umheckte Grüne Oasen oder 90 Prozent Ackerfläche: Der Garten lässt sich nach Lust und Laune gestalten.

Die Gartenauswahl: 5 wichtige Punkte

Bevor ich mir einen Kleingarten zulegte, musste ich mir über einige Dinge klar werden:

Welche Art Garten will ich anlegen?

Ich möchte einen reinen Wirtschaftsgarten im Peter-Lustig-Stil betreiben. D.h. ich möchte einiges anbauen und ernten und gleichzeitig ein lebendiges Biotop schaffen, in dem ich meinem Hang zur Tierbeobachtung fröhnen kann. Verschiedene Beete, ein Misthaufen und Obstbäume gehören deswegen zu meinem Traumgarten. Auf einer kleinen Rasenfläche kann meine Tochter barfuß spielen. Auf Künstliche Düngemittel und Unkrautvernichter verzichte ich allerdings streng. Dafür zupfe und hacke ich mich fit! Ich habe mir außerdem vorgenommen, weitestgehend auf strom- und motorbetriebene Gartenwerkzeuge zu verzichten. Mal sehen, wie lange ich die Gartenpflege ohne Rasenmäher, dafür mit Sense, durchhalte.

Welche Gartenanlagen sind zu Fuß von meiner Wohnung aus zu erreichen?

Das ist mit einem Sonntagnachmittags-Spaziergang leicht herauszufinden. Oftmals findet man dann auch den Vereinsvorsitzenden in seinem Garten und kann mit ihm gemeinsam die Gartenauswahl treffen.

Welche Auflagen hat der Kleingartenverein?

In der Gartenanlage meiner Wahl beträgt die jährliche Pacht 40€ und es müssen 8 Arbeitsstunden im Jahr geleistet werden. Garagen, Lauben und Geräteschuppen dürfen nicht mehr als ein Drittel der Gesamtfläche des Gartens einnehmen und als Gartenpächter ist man für die Instandhaltung des Zauns verantwortlich. That’s it.

Wie sind die Gartengrundstücke erschlossen?

Strom- und Wasseranschluss müssen vorhanden und intakt sein. Alles andere ist ein Bonus. Die Errichtung und Instandhaltung des Zaunes ist z.T. Aufgabe des Gartenpächters. Kosten für Strom und Wasser werden je nach Verbrauch abgerechnet. Da ich keine Laube habe, werde ich keinen Strom verbrauchen. Außerdem sinkt so das Risiko für Vandalismus und schafft meiner Meinung nach mehr Platz zur freien Entfaltung. Für mich war außerdem wichtig, dass der Garten kein allzu großes Gefälle aufweist und die Bodenbeschaffenheit in Ordnung ist. Bei verwilderten Gärten helfen sogenannte Zeigerpflanzen, die Qualität des Bodens zu beurteilen – ganz ohne Einsatz eines Chemiebaukastens.

Wie war das jetzt nochmal in der DDR?

Kleingartenanlagen gelten heute als Relikt der DDR-Zeit. Dabei existieren städtische Gartenkolonien bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Schon damals dienten sie der Naherholung und der privaten Versorgung mit frischem Obst und Gemüse. Um die Gärten entwickelte sich schon vor 1945 eine lebendige Vereinskultur, die der SED zunächst sogar ein Dorn im Auge war.

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